Darauf kommt es an, wenn Sie mit einem Ghostwriter arbeiten
Wer gemeinsam mit einem Ghostwriter ein Sachbuch schreibt oder als Sachbuch-Ghostwriter arbeitet, begibt sich auf einen langen, eindrucksvollen und intensiven Weg – auf dem etliche Fallen lauern. Ich habe diese Fallen aus der Sicht einer Ghostwriterin für andere Ghostwriter beschrieben. Meine Liste ist aber genauso aussagekräftig für alle Autoren, die mit einem Ghostwriter arbeiten oder gerade auf der Suche nach einem sind. Denn jeder Punkt sagt etwas darüber aus, was einen guten Ghostwriter ausmacht.
Falle 1 – Dem Autor nach dem Mund schreiben.
Wer die kritische Distanz zum Autor verliert, sich zu sehr mit dem Thema identifiziert oder gar persönlich davon betroffen ist, kann nicht mehr professionell arbeiten, sprich: Wichtiges von Unwichtigem, Wesentliches von Unwesentlichem trennen, leser- und nutzenorientiert schreiben, den Überblick und einen kühlen Kopf bewahren. Das alles geht zu Lasten des Textes und des Autors.
Falle 2 – Dem Autor nicht nach dem Mund schreiben.
Wer sich selbst zu wichtig nimmt, seine eigenen Gedanken zu sehr in den Vordergrund stellt bzw. dem Autor nicht dessen eigene authentische Stimme verleiht, hat als Ghostwriter leider versagt. Es gilt, einen Schritt zurückzutreten, sich immer wieder klarzumachen, dass der Autor der Autor ist und nicht man selbst. Und die Balance zwischen Distanz und Nähe zum Autor zu finden.
Falle 3 – Seine Seele verkaufen.
Wer als Ghostwriter nur um des Geldes willen etwas schreibt, was er moralisch überhaupt nicht mittragen kann und was nicht zu seinen eigenen Werten passt, tut weder sich noch dem Autor einen Gefallen. Der Ghostwriter muss sich Tag für Tag mit etwas beschäftigen, was ihm zuwider ist, und kann auf dieser Basis auch nicht wirklich gute Arbeit abliefern – das ist unfair gegenüber dem Autor. Deshalb: Hände weg von solchen Aufträgen!
Falle 4 – Ohne Konzept bzw. ausführliches Exposé starten.
Ghostwriter sollten niemals, wirklich niemals mit den Interviews oder gar mit dem Schreiben beginnen, bevor es ein Konzept bzw. ein Exposé gibt. Wenn nicht von vornherein feststeht, wie die Gliederung aussieht, an welche Zielgruppe sich das Buch richtet, wie genau der Nutzen, die Botschaft lautet, ist Verdruss garantiert. Wer ein Haus bauen will, fängt mit dem Fundament an und nicht mit dem Innenausbau – und ein Konzept ist das Fundament eines jeden Buchprojekts.
Falle 5 – Das Exposé/Konzept nicht kritisch hinterfragen.
Selbst wenn es schon ein Exposé bzw. ein Konzept gibt, dürfen Ghostwriter nicht den Fehler machen, es nicht noch einmal sehr genau unter die Lupe zu nehmen. Wer hat das Konzept erstellt? Kennt er den Sachbuchmarkt und kann einschätzen, ob das Thema des Buches für seine Leser auch relevant ist? Sind alle wichtigen Punkte enthalten? Gibt es Punkte, die noch zu verbessern sind?
Falle 6 – Nicht wissen, welche Vorstellungen der Verlag von dem Buch hat.
Falls das Buch in einem Verlag erscheinen soll (und nicht vom Autor in Eigenregie herausgegeben wird), ist es für den Ghostwriter wichtig, mit dem Verlag direkt zu sprechen und zu hören, welche Erwartungen dieser an das Buch hat. Dessen Erwartungen unterscheiden sich manchmal sehr von dem, was der Autor sich ausmalt – sei es im Hinblick auf die inhaltliche Ausrichtung, auf die Sprache oder auf die Zielgruppe. Hier muss ein Konsens geschaffen werden, denn wenn der Verlag das Manuskript hinterher ablehnt oder umfangreiche Änderungswünsche hat, fällt das auf den Ghostwriter zurück, selbst wenn er gar nichts dafür kann.
Falle 7 – Zu wenig Honorar verlangen.
Buchprojekte ziehen sich lange hin. Wer zu wenig Honorar verlangt (nur um vielleicht in Zeiten einer Flaute überhaupt irgendeinen Auftrag zu haben), zahlt definitiv drauf, verliert Motivation und Selbstachtung. Deshalb: sauber und realistisch kalkulieren, nicht allzu viel herunterhandeln lassen.
Falle 8 – Indiskret sein.
Ein Ghostwriter ist ein Ghostwriter und nicht der Autor eines Buches. Wer als Ghostwriter überall herumposaunt, welche Bücher er geschrieben hat und dabei von „seinen“ Autoren erwischt wird, darf nicht darauf zählen, dass er weiterempfohlen wird. Das ist definitiv geschäftsschädigend.
Falle 9 – Sich und den Autor nicht als Team verstehen.
Ghostwriter und Autor sind ein Gespann. Der eine Teil hat das Wissen, der andere Teil schreibt es auf und macht es so vielen Menschen zugänglich. Das eine geht ohne das andere nicht, beides ist wichtig, keines ist dem anderen überlegen. Autor und Ghostwriter belehren einander nicht, keiner steht über dem anderen, sie ziehen beide an einem Strang. Diese Haltung muss sich der Ghostwriter immer wieder bewusst aneignen, will er auf Dauer motiviert sein, diese Art von Arbeit zu tun.
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